Wenn du den Kopf verlierst und sie dich rügen,
Dass deine Seele folgte deinem Haupt;
Wenn dies geschieht in wen’gen Atemzügen,
Und diesem Wahnsinn dein Verstand nicht glaubt;

Wenn Unbekannte brauchst du nicht zu sehen,
Doch siehst du sie, so schweigen Herz und Hirn;
Wenn auf den Ratschlag alter Koryphäen
Entgegnest du, dein Inn’res kann nicht irr’n;

Wenn du an deinem eig’nen Zweifel zweifelst,
Da dein Gefühl und nicht dein Kopf dich führt;
Wenn fremder Schmeichelei du niemals beifällst,
Und nur das Wort des Nächsten dich verführt;

Wenn du die schlimmste Sünde hast verziehen
Noch lang, bevor gesündigt worden ist;
Wenn du beschenkst, auch wenn man dir geliehen;
Wenn du den Einen nie mit And’ren misst;

Wenn nur im Paare fühlst du dich vollkommen;
Wenn ein gewisser Blick nur spendet Trost,
Falls du gekränkt, verwirrt, gestürzt, benommen,
Der dich mit seiner Zärtlichkeit liebkost;

Wenn du bleibst treu, obwohl so stark umworben;
Wenn du nicht weißt wohin, doch weißt mit wem;
Wenn du noch lebst, nachdem du längst verstorben;
Wenn fürchtest du im Leben kein Problem;

Wenn du, was du nur einen Tag besessen,
Nicht loslässt, denn es war die schönste Zeit,
Und den, der dich vergisst, kannst nicht vergessen;
Und bleibst versklavt, auch wenn man dich befreit;

Wenn das Gefühl unfassbar ist in Worten,
Wofür du ohne Zögern alles gäbst,
Dann sind dir aufgeschlossen alle Pforten,
Da du, mein Freund, nun liebst und dadurch lebst.

14.10.2009, Hommage an Rudyard Kiplings „If“

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Erschienen in

„Träume den Frühling“
Engelsdorfer Verlag
ISBN-10: 3869019417
ISBN-13: 978-3869019413
Erhältlich z.B. bei: www.amazon.de