Nocturne Assoziationen

Mein Schatz, wie sehr ich dich vermisse!
Und keine Sprache dieser Welt
Kann widerspiegeln dies gewisse
Gefühl, das mich am Leben hält.

Mir fehlen Mittel, fehlen Worte,
Ich wünscht’, ich könnte hier und jetzt
Doch öffnen der Rhetorik Pforte,
Die mich in Redetrance versetzt.

Vielleicht gelingt’s, wenn ich beginne
Zu schreiben, was ich g’rade denk’,
Ja, jedes Bild das meine Sinne
Durchkreuzt, verpack ich als Geschenk,

Ins Metrum samtig eingebunden,
Vom Reim umwickelt dargebracht.
Und nun versuch ich zu erkunden,
Was ich empfinde heute Nacht.

Mein Herz und meine ganze Seele,
Sie beide sehnen sich nach dir,
Wie eine durst’ge Männerkehle
Nach einem kühlen Tropfen Bier,

So kühl, wie Sommerregenküsse,
Die lassen jede Wüste blüh’n,
Dass ganze Bäche, ganze Flüsse,
Besprühen Sand mit Lebensgrün,

Und Gärten sprießen aus dem Boden,
Der einst so tot und trocken stand,
Es wachsen tropische Pagoden
Aus Palmen mitten auf dem Sand,

Von einer Regenbogenwiese,
Die das Wort Schönheit neu entdeckt,
Weht eine süße, frische Brise,
Die himmlisches Gefühl erweckt.

Ja, wirklich himmlisch, zweifelsohne,
Ein solches auch, das man besitzt,
Wenn man mal über dieser Zone
Mit Flügeln durch die Winde flitzt,

Und blickt für kurze Zeit nach unten,
Und sieht das Wunder der Natur,
Und fühlt sich gleich mit ihr verbunden,
Und mal vergisst die Lebensuhr,

Und spannt die Flügel aus und gleitet
Durch Himmelswolken auf dem Licht,
Wobei man Lebenslust verbreitet
Mit einem Lächeln im Gesicht.

Unter den Füßen blitzen Städte
Im Abendrot mit Neonglanz,
Es sieht beinah’ so aus, als hätte
Zu diesem wirren Lichtertanz

Die Nacht die Erde eingeladen,
Geführt vom gelben, runden Mond,
Dem Herrn über die Eskapaden
Des Sternenhimmels, wo er wohnt.

Doch kurz darauf verstummt die Erde,
Sie sucht die Träume und verblasst,
Ohne ein Wort oder Gebärde,
Ohne zu seh’n, was sie verpasst.

Das Leuchten der Planetenscharen,
Ein Spiel der Königin, der Nacht,
Hat einen unvorhersehbaren
Gedankenfluss hervorgebracht.

Unendlichkeit, wohin man schauet,
Und Ungewissheit stets dabei,
Bis wieder mal der Morgen grauet,
Und spaltet meinen Kopf entzwei.

Die Sonne öffnet mir die Lider
Mit ihrem herben Dämmerschein,
Verflucht, ich bin ja heute wieder
Nicht neben dir, sondern allein!

Ich möcht’ die Augen wieder schließen,
Um vorzustellen, du wärst hier,
Und diese Zweisamkeit genießen,
Kein ich, kein du – ein einzig WIR.

Doch du bist weg, ich kann’s nicht ändern,
Im Innern stürze ich hinab,
Gehalten von den Hoffnungsbändern,
Die mich bewahren vor dem Grab.

Ich red so viel wie ich dich liebe,
Doch sag so wenig… Tut mir Leid!
Und bloß damit’s nicht dabei bliebe,
Komm ich zum Punkt. Es ist soweit.

Der Kern, den diese Strophen tragen,
Verlor’n in der Metapherhatz,
Soll dir bloß schlicht und einfach sagen
Wie sehr ich dich vermiss’, mein Schatz!

Juli 2008


Erschienen in

Träume den Frühling
Engelsdorfer Verlag
ISBN-10: 3869019417
ISBN-13: 978-3869019413
Erhältlich z.B. bei: www.amazon.de