Reichtum

Ein Junge fragte einst den Oligarchen:
„Sag, was ist Reichtum?“ Dieser sprach darauf:
„Viel Geld und Zeit zum sorgenlosen Schnarchen,
Und Villen sowie junge Frau’n zuhauf!“

Der Junge ging und fragte den Gelehrten:
„Sag, was ist Reichtum?“ Lächelnd kam zurück:
„Ein hoher Grad an rationalen Werten,
Und endlos Wissen, das ist wahres Glück!“

Den frisch Verliebten fragte er das Gleiche:
„Sag, was ist Reichtum?“ Voller Geist erklang:
„Wenn ich vor Liebe körperlich erweiche,
Und mit ihr bleib‘ erfüllt ein Leben lang!“

Da traf der Junge unverhofft den Weisen:
„Sag, was ist Reichtum?“ Drauf der alte Mann:
„Nun, junger Mensch, ich kann mich glücklich preisen,
Denn reicher bin ich, als man ahnen kann!“

„Hast du viel Geld und viele junge Frauen?“
– „Nein.“ – „Ist dein Wissen endlos?“ „Glaub‘ ich kaum!“
„Dann musst du wohl vor wahrer Liebe tauen!“
– „Ich liebe zwar, doch hält es sich im Zaum.“

„Von nichts besitzt du viel, doch denkst tatsächlich
Du wärest reich? Das nennt sich Selbstbetrug!“
„Nicht viel“, gestand der weise Mann gemächlich,
„Jedoch von allem, was ich brauch‘, genug.“

02.08.2009


Erschienen in

Herzhände
Engelsdorfer Verlag
ISBN-10: 3869016965
ISBN-13: 978-3869016962
Erhältlich z.B. bei: www.amazon.de

als auch

Literareon Lyrik-Bibliothek Band 11
Herbert Utz Verlag
ISBN-10: 3831614695
ISBN-13: 978-3831614691
Erhältlich z.B. bei: www.amazon.de